12.1 der Weg in das neue Jahrtausend

 

WIR HABEN DIE PEST AN BORD I

Mal einen kleinen Einblick in das ESTW Wk ? (Berlin-Westkreuz / Halensee)

Da bekamen wir vor einigen Woche rein zufällig und ohne Absicht ;-) Besuch vom LaGeSi(Landesamt für Gesundheit und Sicherheit). Der nette Herr wollte sich mal rein zufällig die Klimatechnik anschauen. Zufällig hatten wir uns in Westkreuz schon in den letzten Jahren vergeblich bemüht, die Lüfter reinigen zu lassen und so weiter (andere Einstellung, Grundreinigung...).

Nun, der nette Herr vom LaGeSi staunte nicht schlecht: Beim ersten Besuch wollte Herr Gottstein (Leiter der Betriebszentrale Halensee S-Bahn) den netten Herrn gleich vor die Tür setzen, ja den BGS rufen ! Der nette Herr lies jedoch nicht locker, und erklärte ihm, das er für den Bereich Berlin zuständig ist, und freien Zugang zu jeder Zeit und ohne Voranmeldung zu allen Räumen seines Bereiches hat. Herr Gottstein gefiel dies überhaupt nicht, und verlangte einen Termin in der nächsten Woche. Der Herr vom LaGeSi sagte "O.K" und ging halt allein durch die Räume ! Schlüssel für den Klimatechnikraum konnte Herr Gottstein nicht besorgen, was der nette Herr vom LaGeSi mit einem Bußgeld honorierte !

Der nette Herr staunte nicht schlecht: Keine Sicherheitsbestimmung wurde eingehalten! Das Protokoll wurde sehr lang, das Gesicht von Herrn Gottstein noch viel länger ! Feuerlöscher stehen im Raum, sind nicht gekennzeichnet oder an der Wand befestigt ! Beleuchtung für Notausgang (diese lustigen grünen Lampen über den Türen mit dem Symbol Notausgang) waren defekt, Die Deckenplatten nicht korrekt befestigt, die Fenster lassen sich mangels Griffe nicht öffnen (Feuerschutz, falls mit dem Leiterwagen Personen aus den Räumen geholt werden muessen), Pläne über die Flucht und Rettungswege fehlen/unvollständig, Klimatechnik total verdreckt, ja ja die Liste ist lang ! Schon wenige Tage später waren die meisten Mängel beseitigt. Aber wenn man erstmal ein Bär auf den Honig gekommen ist, besucht er das Bienennest öfter...dann ist es so, als wenn man die Pest an Bord hat !

Der ungebetene Gast kommt immer wieder, ja manchmal täglich, aber sicherlich einmal die Woche ! Und dieser Gast meldet sich nicht an! Der steht da einfach so im Raum ! Das passt einem Unternehmen, welches nicht investieren möchte und der Arbeitsschutzbeauftrage nur auf dem Papier so steht, gar nicht !

Nun, heute war er wieder da! Unangemeldet, damit er in einer großen Runde das Werk betrachten kann, und er hat wieder und wieder etwas gefunden ! Zwar fehlte leider der Arbeitsschutzbeauftragte der S-Bahn, aber dafür waren nette Herren vom EBA dabei ! Sowie eine weitere nette Tante vom LaGeSi, die das Protokoll führte! Herr Gottstein wusste nix von diesem Besuch ! Erst nach dem Rundgang klopfte man bei ihm an und sagte guten Tag !

Wenn der Bär merkt, der Honig ist reichlich, bringt er seine Freunde mit !

Das reicht für alle! Die Pest wird größer! Wie wird man die Pest wieder los ? So ist es mit richtig arbeitenden Ämtern: Haben die erstmal was, lassen sie nicht locker (Finanzamt!!wer kennt es nicht?) Nun ja, heute wurden zum wiederholten Male die Monitore bemängelt. Er sagte:" Ich habe doch gesagt, ich will neue haben und keine ausgetauschten". Nun ja, so ein grünstich gehört da auch nicht hin! Ist nicht gut für die Augen. Auch flimmern soll die Kiste nicht! Und die alten Unterlagen im Flur gestapelt ? Aber doch nicht im Fluchtweg! Da darf NIX stehen. NIX ! NULL ! Und Brandgefahr auf dem Haufen, wenn da mal einer ein bischen von seiner Zigarette verliert....

Nun, unser Stellwerk WK hat sich in den letzten Wochen sehr verändert. Die Klimaanlage funktioniert wieder, die Lüftungsschöchte gesaugt, die Notbeleuchtung erneuert (So schnell war noch nie eine Lampe gewechselt !) und die Feuerwehraufstellfläche ist gekennzeichnet (Schilder) und durch abkippbare Pfosten können sie nicht durch PKW verstellt werden (an alle Wannseer: Das Parken auf dem Hof ist auch bei euch Verboten, da Aufstellfläche ! Könnte bald Ärger geben !!!) und einen lustigen Treffpunkt im Garten haben wir nun auch: Ein lustiges Schild mit 4 Menschen im Kreis auf grünem Punkt. Sammelpunkt bei Feueralarm !

Nun, meine Firma wird auch immer schneller, die Wünsche des netten Herrn vom LaGeSi zu erfüllen ! Man munkelt, die Bußgeldbescheide haben irgendwie damit zu tun...

Da hat man einen kurzen Zeitraum um die Mängel zu beseitigen, und wenn nicht kommt der Bescheid ! Aus guter Quelle ist mir bekannt, dass es eine schöne Summe geworden ist, was die S-Bahn an das LaGeSi überweisen darf ! (Um die 30.000)

Und wir können sicher sein, wir werden die Pest erst wieder los, wenn wir alle Bedingungen dafür erfüllt haben! Und das Bedeutet: bessere Arbeitsbedingungen für uns Arbeiter ! So nützt die Pest den kleinen Ratten ! Auf den nächsten Besuch von der Pest! Das kann die Bahn gebrauchen: untätigen Büro-Hengsten den Schlaf nehmen. In kleinen Fimen klappt das viel beser mit dem Arbeitsschutz ! Aber nun ja, es gibt eben auch einige Beschäftigte an den entsprechenden Stellen, die noch immer nur die Abao 351/2 kennen. jedoch war das mal ein anderes Land mit ganz anderen Normen (und gerade im Bereich Arbeitsschutz) viel weniger Anforderungen und technischen Möglichkeiten, als in diesem Land! Da muss man wohl noch viel lernen ?????

Fest steht: der Bär hat noch immer Hunger !

oder

Wir lagen vor ....

WIR HABEN DIE PEST AN BORD II

Heute hat die S-Bahn berlin GmbH eine zusammenfassung der Bussgeldbescheide erhalten. Durch den letzten besuch stiegen die Beträge nun auf insgesamt ca. 150.000DM durch nicht erfüllte Auflagen der vorigen besuche des LaGeSi. So muessen nun 13 Monitore ausgetauscht werden (schlechte Bildqualität) und so einige kleinere Mängel!

Der Betrieb hat bis zum 31.08.0 zeit, die Mängel abzustellen, sonst wird es richtig teuer und die Schliessung des betriebes steht bevor (wird natürlich nich passieren, aber rechtlich gäbe es diese Möglichkeit).

Nun habe ich auch schon weitere Stories aus dem bereich ESTW Ruhleben (Stresow) gehört !

Dort erschien ebenso der nette herr und bat um Öffnung aller Räume. Dies wurde ihm verwehrt. So holte er sich unterstützung vom BGS (!) und lies die Räume öffnen! Überreicht wurde auch ein Bussgeld , wegen Behinderung der Amtsausführung ! (Kling, kling , Onkel Dagobert würde nun $ in den Augen haben).

Zufällig ist da jemand den ich kenne, (zufällig auch bei der gleichen Firma wie ich) der den netten Herrn auch rein Zufällig persönlich kennt. Dieser gab mir den Rat, niemals mit dem netten Herrn Einkaufen zu gehen. Er tat es ! Er wollte nur schnell im Baumark etwas besorgen! Folge? Der Laden wurde für 2 Stunden geschlossen !

Was war passiert? Die Beschäftigten hatten keine Schutzschuhe an ! Zudem fehlten in der Holzabteilung die Schutzhandschuhe und so weiter (Notausgänge verstellt, Feuerlöscher abgelaufen...)

So rief er eine Betriebsversammlung ein (!) dazu musste vorher natürlich der Laden geschlossen werden. Alle Beschäftigten mussten sich in eine Reihe aufstellen. Er ging die Reihe ab , und verteilte jeweils DM 75.00 Bussgeldbescheide an die Beschäftigten wegen fehlender Schutzkleidung, sowie den gleichen Betrag an den Filialleiter (er hat die Einhaltung der Verordnungen durchzusetzen, was er wohl nicht tat !daher musste er auch zahlen! Er ist fr die Arbeitssicherheit im betrieb verantwortlich) dann konnte mein Kollege seinen Tapetenkleister bezahlen und sie gingen nach Hause . . .

9. Juli 2006: Das WM-Endspiel in Berlin

Von Patrick Goldstein

Es ist ein herrlicher Tag für ein Endspiel, heute am 9. Juli 2006. Nach der Ausgangssperre um die Mittagszeit – der übliche Ozonalarm – sind die Straßen Berlins nun brechend voll mit Fußball-, Deutschland- und Brasilienfans, die ihre Teams heute Abend im Finale anfeuern wollen.

Mit den Zwillingen Verona und Loenardo im Kinderwagen drängen wir uns an Rollerblädern, Lastern und Kleinwagen vorbei durchs Brandenburger Tor. Seit vier Jahren hat unsere Stadt keinen Verkehrssenator mehr, den Job will keiner, und die Verwaltung hatte sich ebenfalls heimlich verdrückt. Die Durchfahrt ist seitdem für alle, wirklich alle, erlaubt. Selbst wenn nur noch zwei der Säulen stehen und gelegentlich ein Steinbrocken herunterkracht, egal, was zählt, ist die freie Fahrt für freie Bürger.

Ein paar Jungs jener Truppe, die sie früher, vor den Einsparungen von 2005, „Bundeswehr“ nannten, verdingen sich als Touristenführer, helfen bei den täglichen Festnahmen von Nikotinsüchtigen oder arbeiten als U-Bahn-Kontrolleure. Arme Teufel.

Drogenduft liegt in der Luft, als wir am wilden Stadtdschungel Tiergarten vorbeilaufen. Nachdem sich bei den allwöchentlichen Love Paraden der vergangenen Jahre immer neue Millionen in die Büsche geschlagen hatten, blühen dort jetzt jeden Sommer bildschöne Ecstasy-Knospen an den Bäumen, und das Gras auf den Wiesen ist ... naja Gras eben.

Aus Berlins Randbezirken Magdeburg und dem ehemaligen Hannover, das sie 2000 versehentlich mit der Expo abgebaut hatten, strömen die europäischen Touristen zum U-Bahnhof Zlatko-Trpkovski-Platz. Früher war das der Ernst-Reuter-Platz, aber bei der jüngsten Quartals-Volksabstimmung auf RTL 6 hatten die Bundesbürger durchgesetzt, dass öffentliche Plätze nach Menschen benannt werden, die ihnen wirklich noch etwas bedeuten.

Wohnen in den zentralen Hotels und Fahrten mit den altmodischen Benzin- und Dieseltaxis können sich nur US-Touristen leisten – für sie rechnet sich der Kurs von 462 Euro pro Dollar einfach günstiger.

Am Bahnsteig rasen zwei der panzergläsernen Züge des Bundespräsidenten vorbei. Gute Idee, angesichts von täglich zehn, elf Staatsbesuchen einen unterirdischen Pendlerservice einzurichten – jedenfalls bis sie das Schloss Bellevue zum ehemaligen Parkplatz des Flughafens Tegel transportiert und dort wieder errichtet haben (geplant 2007).

Wir zwängen uns mit dem Kinderwagen in unseren Zug, vierte Klasse. Von Werbeplakaten starrt und Udo Walz entgegen, der allen WM-Schiedsrichtern – kostenlos und ganz ohne Hintergedanken – die Haare onduliert hatte. Auf einem der Abteilbildschirme hofft Lothar Matthäus im Interview, auch heute in der zweiten Halbzeit wieder als Joker eingewechselt zu werden. „Das kommt ganz auf dem Herrn Vogts seine Taktik an.“

Ankunft nach 15 Minuten. Mit dem Fahrstuhl geht es vom Bahnhof hinauf in unseren Block, gerade als auf dem Rasen die Beatls, mit einem seit 2003 digitalisierten John Lennon, ihre WM-Hymne „You need a goal“ anstimmen. Applaus, bis sich wie durch Magie ehrfürchtige Stille über das Rund legt. Spannung. Alle Blicke zur Ehrentribüne. Ein grauhaariger Herr erhebt sich, tritt zum Mikrofon und mit einem „Auf geht`s, Buam“, eröffnet Bundeskanzler Beckenbauer einen großen Fußballabend.

aus der „Berliner Morgenpost“ vom 08.07.2000

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- letzte Änderung: 09.01.2024